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El Salvadors Bitcoin-Wallet Chivo gängelt User, wenn sie CoinJoins wie Wasabi nutzen

Die von der Regierung in El Salvador herausgegebene Lightning-Wallet Chivo sperrt offenbar Kundenguthaben, wenn dies zuvor durch Wasabi liefen. Andere User mussten bereits die Herkunft ihrer Einnahmen nachweisen.

Chivo, die nach Anzahl der Downloads mit Abstand am häufigsten verwendete Lightning-Wallet, herausgegeben von der Regierung in El Salvador, zensiert offenbar Transaktionen. Dies zumindest behaupten Vertreter von Bitcoin Beach, den Herausgebern der zweitbeliebtesten Wallet in El Salvador.

Und zwar behauptet Mike Peterson, Gründer von Bitcoin Beach, dass Chivo Transaktionen kennzeichne, die durch CoinJoin mit Wasabi gegangen seien. Bei CoinJoin werden die Inputs von Transaktionen zusammengelegt und gemischt, um die Spur der Bitcoins zu verwischen. Das macht es für Blockchain-Analysten schwierig, die konkreten Beteiligten einer Transaktion auszumachen. Das jemand an einem CoinJoin teilgenommen hat, lässt sich in der Regel aber dennoch erkennen. Für Börsen und andere regulierte Anbieter können CoinJoins daher eine rote Flagge sein, die eine Verdachtsmeldung auslöst oder zumindest die Einholung weiterer Informationen.

Offenbar steht Chivo nun, sagt Mike Peterson, unter demselben Druck wie andere regulierte Akteure. Die Betreiber der Treuhand-Wallet, mit der die Regierung von El Salvador ihre Bürger für Bitcoin gewinnen möchte, reagiert nun ebenso wie manche Börsen, wenn die nahe Historie einer Transaktion ein CoinJoin enthält. „Da war eine Frau, die mit uns arbeitete und ihre Wallet wurde mehr oder weniger eingefroren. Sie sorgten sich um eine Transaktion, die ich ihr von einer Wasabi-Wallet gesendet hatte.“

Auf Twitter behaupten manche User, dass nicht alle Coins, die durch einen Mixer laufen, mit Chivo Probleme machen. Bitcoin Beach wendet ein, dass man sich mit Leuten von Chivo in deren Büro getroffen hatte und diese explizit Fragen zu der Transaktion gestellt hatten, die von Wasabi kam, und auch zugaben, sie deswegen zu markieren. Ein weiteres Beispiel sei ein Tischler, dessen Wallet wegen einer 1.000-Dollar-Transaktion eingefroren wurde, bis er erklärte, woher er das Geld habe.

This week a local carpenter we know had his wallet frozen for $1000 transactions. They asked him to prove the origin of funds. The friction will push people back to the traditional banking system. Their bank transactions receive less scrutiny than #BTC transactions. Small…

— Bitcoin Beach (@Bitcoinbeach) April 6, 2023

Anschließend gab es eine Diskussion darüber, warum El Salvador dies tut. Die Vermutung ist, dass Chivo geradezu päpstlicher als der Papst sein muss, um dem Druck zu widerstehen, der sich von den USA und globalen Finanzinstitutionen wie Weltbank oder IWF gegen das Land richtet, seitdem es Bitcoin zum offiziellen Zahlungsmittel gemacht hat. Eine weitere Vermutung ist, dass die Unternehmen, mit denen El Salvador bzw. Chivo zwingendermaßen zusammenarbeiten muss – etwa Banken oder Zahlungsanbieter – nicht anders können, als auf die Einhaltung regulatorischer Standards zu bestehen.

Niemand kam offenbar bisher auf die Idee, dass Chivo das macht, weil die Regierung es will. Die moderne, aber auch leicht autoritäre Regierung von Nayib Bukele genießt in Bitcoin-Kreisen oft eine Art Heiligenstatus, als die gute Regierung unter den vielen schlechten, das weiße Schaf in einer schwarzen Herde. Die Regierung, die Zwang nur verwendet, um mehr Freiheiten zu schaffen.

Wäre es nicht denkbar, dass manche Gangs in El Salvador, die die Regierung Bukele derzeit so entschieden bekämpft, Bitcoin nutzen, um Geld zu waschen? Dass die Kartelle, die von Südamerika Drogen in die USA schmuggeln, auch El Salvador passieren – und Geld durch Bitcoin waschen? Kann es also nicht sein, dass die Regierung mit gutem Grund zensiert?

Bitcoin Beach freilich nutzt die Vorlage vor allem, um die eigene Wallet als Alternative anzupreisen. Das wirkt aber seltsam kurz gedacht, da die Wallet ebenso eine Treuhand-Wallet ist wie Chivo, und Bitcoin Beach dieselben Maßnahmen einführen kann und wird, wenn die Regierung es verlangt.

Am Ende zeigt der Vorfall vor alem ein weiteres Mal, dass Bitcoin nur dann nicht zu einem weiteren PayPal verkommt, wenn man es möglichst autonom nutzt.

   

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